Reform der Pflegeversicherung: Gemeinsame Erklärung der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und der kommunalen Spitzenverbände

Sozial benachteiligte junge Menschen und ihre Familien spüren die Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders stark. Persönliche und familiäre Krisen und Konflikte können sich in diesen Zeiten noch schneller und heftiger entfachen. Einnahmen der Eltern fallen weg oder sind unsicher, eine beengte Wohnsituation und fehlende Rahmenbedingungen erschweren das Lernen der Kinder, das dauerhafte Zusammensein der Familienmitglieder ist für alle eine große Herausforderung. Vor allem junge Menschen sind in ihrer natürlichen Entwicklung ausgebremst und die so wichtigen Kontakte zu Freunden und Freizeitmöglichkeiten fehlen.

In der Krise zeigt sich einmal mehr, welchen Wert die Soziale Arbeit für Familien und ihre Kinder hat. Die Landesregierung hat die Bedeutung der Kinder- und Jugendhilfe auch durch die explizite Ausnahme von den Kontaktbeschränkungen in der Corona-Verordnung anerkannt. Doch diese Wertschätzung muss sich aus Sicht der Liga der freien Wohlfahrtspflege stärker in den politischen Entscheidungen zeigen. Alle Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe bewegen sich tagtäglich im Spannungsfeld zwischen dem Gesundheits- und Infektionsschutz aller sowie der Sicherstellung der Unterstützung der Klient*innen. In der öffentlichen und politischen Diskussion fanden sie bisher jedoch leider kaum Berücksichtigung. Das muss sich aus Sicht der Liga-BW insbesondere mit Blick auf die Landtagswahlen ändern.

Die Liga-Vorsitzende Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock begrüßt es deshalb sehr, dass nach der aktuellen Anpassung der Impfstrategie des Landes, die Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendhilfe sich nun auch gegen Corona impfen lassen können. „Das ist“, so Holuscha-Uhlenbrock, „ein wichtiger Schritt, um sozial benachteiligte Familien und ihre Kinder weiterhin gut unterstützen, begleiten und beraten zu können. Hierzu muss die Kinder- und Jugendhilfe, wie in der Altenhilfe üblich, ihre Mitarbeiter und Klient*innen auch vorsorglich testen können. Dieser wichtige Baustein des Infektionsschutzes muss in der Teststrategie des Landes umgesetzt werden.“

Insgesamt müssen die Interessen und Bedürfnisse von jungen Menschen stärker bei politischen Entscheidungen einbezogen werden. Nach Ansicht der Liga-BW muss das Grundrecht von Kindern und Jugendlichen auf Partizipation und Teilhabe weiterhin konsequent umgesetzt werden. „Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen muss in allen politischen Belangen Gehör finden“, fordert die Liga-Vorsitzende in Richtung einer neuen Landesregierung.

Die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe bietet mit ihren vielfältigen Angeboten Unterstützung, Schutz und eine verlässliche Plattform für die Belange von jungen Menschen und ihren Familien in allen Lebensphasen und Situationen. Auch in der Corona-Pandemie wurden die Angebote mit großem Engagement und großer Selbstverständlichkeit der pädagogischen Fachkräfte aufrechterhalten – durch Angebote unter Hygienebedingungen im Freien oder mittels digitaler Medien:

In den stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe wurden junge Menschen das ganze Jahr rund um die Uhr betreut – die Fachkräfte haben mit ihnen im direkten Kontakt über Ängste und Sorgen geredet, sie zusätzlich im Fernunterricht unterstützt. Die aufsuchende Familienhilfe und die Beratungsstellen haben kreative Kontakte initiiert und der Schutz der Kinder und Jugendlichen stand auch in der Krise an oberster Stelle. In den Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen mussten für die frühkindliche Bildung und die Gestaltung der Entwicklungs- und Bildungsbedingungen neue Wege in der Beziehungsgestaltung gegangen werden. Auch in der in der Schulsozialarbeit und in der Schulkindbetreuung haben Fachkräfte den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen gehalten. Sie haben helfend unterstützt, wenn es wegen familiärer Probleme Stress gab oder beim Homeschooling klemmte. Die Angebote der Jugendsozialarbeit (Jugendberufshilfe, Jugendmigrationsdienste und Mobile Jugendarbeit) wurden weiter umgesetzt – die Fachkräfte haben die Beziehung zu den jungen Menschen gehalten und sie gerade in der belastenden Pandemie-Situation bei den Kernherausforderungen der Jugendphase – Orientierung, Qualifizierung und Verselbständigung – unterstützt.

 

Wenn am 14. März 2021 der neue Landtag in Baden-Württemberg gewählt wird, entscheiden die Bürgerinnen und Bürger auch darüber, wie die Sozialpolitik des Landes in den nächsten fünf Jahren aussehen wird. Die grundlegendste Form der Unterstützung, Beratung und Hilfe von Menschen in Notlagen leistet dabei die Soziale Arbeit als wesentlicher Teil der Daseinsvorsorge. Die neue Landesregierung entscheidet, inwiefern diese Soziale Arbeit gerade auch in Pandemiezeiten die Teilhabe von benachteiligten Menschen ermöglichen und Gemeinnützigkeit aufrechterhalten kann.

Im Rahmen des derzeitigen Wahlkampfs zum 17. Landtag in Baden-Württemberg nimmt die Liga-BW diese Fragestellungen zum Anlass einer politischen Kampagne und bringt damit klar zum Ausdruck: Soziale Arbeit ist wertvoll!

Weitere Informationen zur Kampagne unter www.soziale-arbeit-ist-wertvoll.de

 

Kontakt:
Dr. John Litau, Geschäftsführer als Mitglied des Vorstands, Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg eV., Stauffenbergstraße 3, 70173 Stuttgart, Tel.: 0711/61967-0, Mail: litau@liga-bw.de

 

Die elf Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege sind die größten Anbieter von Diensten und Leistungen der Sozialen Arbeit in Baden-Württemberg. In enger Kooperation treten sie als Liga-BW für die Interessen hilfsbedürftiger und sozial benachteiligter Menschen auf allen Ebenen ein.

Veröffentlicht am Mittwoch, 10. März 2021

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